Rückblick 2013

„Berliner Mauer“ in Stumpertenrod eingerissen

09.07.2013 – STUMPERTENROD

(Quelle: Oberhessische Zeitung)

(gsi). Wenn der kleine Ort Stumpertenrod einmal im Jahr seine Ortsdurchfahrt für den Verkehr sperrt und für Händler, Künstler, Musiker und Handwerker öffnet, dann strömen die Besucher in Massen dorthin – in diesem Jahr wieder bei bestem Sommerwetter. Den ganzen Sonntag über herrschte eine flirrende, entspannte Stimmung auf den Straßen und in den Höfen und Gärten des Ortes, die für die Gäste geöffnet und geschmückt waren.

Zu sehen und zu genießen gab es dabei für alle etwas: Ganz viel Kunsthandwerk von Schmuck über Töpferei, von selbst genähten Accessoires über Floristik, von hochwertig hergestellten Seifen bis hin zu Holzspielzeug und Selbstgemachtem aus Filz und Wolle. Bücher und Postkarten, Gemälde und Antikes, Holzkunst und Dekoration ohne Ende – überhaupt fast alles, was man gerne hätte. Die männlichen Besucher konnten sich Autos, Traktoren und Tiere anschauen, Anziehungspunkte auch für Kinder, die viele weitere Attraktionen für sich entdecken konnten: eine Spielstraße zum Beispiel, Papierschöpfen und Töpfern standen auf dem Programm, dazu hatten sie die Möglichkeit, die „Berliner Mauer“ immer wieder ab- und aufzubauen und mit Gedanken und Ideen zu verzieren. Damit arbeiteten auch die Jüngsten fleißig an dem Motto des Tages mit: „Die Zeit verändert uns nicht, sie beflügelt uns…“.

Gewidmet war das Fest in diesem Jahr der DDR, der deutsch-deutschen Teilung, die auch die Sperrmüllpiloten in ihrer Installation aufgriffen: Ein ehemaliges Polizeifahrzeug der Eisenacher Motorenwerke, schon leicht lädiert, durchbrach eine Mauer aus alten Radios. Ein Volkspolizist mit einem Riesenohr startete den großen Lauschangriff und die großen Empfänger im Hintergrund – eines für jedes europäische Land – schufen einen Bezug zu Abhöraktionen der Gegenwart. I-Tüpfelchen: ein Briefkasten aus „Hörgenau“.

Passend zur Ostalgie-Performance hatten die Sperrmüllpiloten, unterstützt von den ostdeutschen Künstlerinnen Ellen Kobe und Monika Guthmann, einen kleinen VEB-Lebensmittelladen und eine Schreibstube dargestellt. Reden von Erich Honecker und Willy Brandt schufen die akustische Kulisse einer unvergangenen Zeit.

Überall lag an diesem Tag Musik in der Luft, sei es von der Drehorgel oder der Kalli Velten Band. Die Gäste konnten Moritatenvorträgen lauschen, Lesungen im Pferdestall verfolgen, oder zu einem musikalischen Programm die Kirche aufsuchen. An jeder Ecke konnte man sich stärken – je nach Gusto mit Eis, Waffeln, Kaffee, Sekt, Bier, Wein, Beutelches, Crêpes und Salzekuchen. Auch eine ganze Menge an regionalen Lebensmitteln gab es zum Kosten und Mitnehmen.

 

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